Antirassismus

Antirassismus

Die Stadt Bern hat eine Verantwortung, für alle ihre Bewohner*innen zu sorgen. Doch in ihren Institutionen und in der Öffentlichkeit reproduzieren sich Unterdrückung, Machtverhältnisse und Rassismus. Angebote und Massnahmen zum Thema Antirassismus wie die städtische Aktionswoche oder die verschiedenen Anlaufstellen begrüssen wir. Insgesamt sind die auf städtischer Ebene getroffenen Massnahmen jedoch ungenügend. Unterdrückungsstrukturen müssen noch stärker aufgearbeitet und dekonstruiert werden und rassistischen Denkmustern muss präventiv entgegengewirkt werden. Die kulturelle Vielfalt innerhalb der Stadt Bern stellt eine Chance für zukünftige Generationen dar. Anstatt auf ihrer vermeintlich glorreichen Vergangenheit aufbauen zu wollen, muss die Stadt Bern diese Chance nutzen.

Berns Koloniale Geschichte

Die Stadt Bern hat sich während der kolonialen Zeit an den Kolonien anderer Länder bereichert. Der Reichtum der Burgergemeinde zum Beispiel, welche zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus den Berner Patrizierfamilien entstand, hat eine starke Verankerung im Kolonialismus. Die Zunft “zum Mohren”, die zu den burgerlichen Gesellschaften und Zünften der Stadt Bern gehört, ist allein namentlich und symbolisch klar mit kolonialen Überausbeutungsstrukturen verwoben. Besagte Zunft investierte aber auch beträchtliche Summen in die britische Südseekompanie.

Die koloniale Zeit findet sich auch in der materiellen Kultur wieder. Während weisse Menschen dies ignorieren können, wird der gesellschaftliche Diskurs dadurch beeinflusst und es reproduzieren sich die Machtverhältnisse und die Unterdrückung rassifizierter Menschen, welche sich dadurch unweigerlich damit konfrontiert sehen. Die Stadt Bern muss ihre koloniale Vergangenheit gemeinsam mit Historiker*innen aufarbeiten. Das heisst konkret, dass auf kolonialer Ausbeutung basierende Museensammlungen, problematische Statuen und weitere mit der Kolonialisierung verbundene künstlerische Werke nicht mehr unkommentiert an die Öffentlichkeit gelangen dürfen. Insgesamt soll über solche historische Werke eine fundierte öffentliche Debatte unter dem Blickwinkel des Postkolonialismus und seiner Theorien geführt werden können. Deshalb fordern wir als JUSO:

  • Die Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit Berns und der Burgergemeinde in Zusammenarbeit mit Historiker*innen;
  • Die Schaffung und Förderung von externen Bildungsangeboten für Schulen zur kolonialen Vergangenheit der Schweiz und Bern;
  • Die Revidierung von Strassennamen und die Anbringung öffentlicher Hinweisschilder- oder Tafeln an stark durch die Kolonialisierung geprägten Stätten und Denkmälern.

Prävention

Die Festigung und Verbreitung rassistischer Denkmuster und Strukturen beginnt leider oft im schulischen Umfeld, obwohl dieses ein sicherer Raum sein sollte. Sehr früh sollten daher die strukturelle Diskriminierung und die einzelnen rassistische Handlungen von Schüler*innen und Lehrpersonen thematisiert und bekämpft werden. Deshalb fordern wir als JUSO:

  • Die Förderung und Vermittlung antirassistischer Bildungsprogramme an Schulen;
  • Den Einsatz auf kantonaler Ebene für obligatorische Ausbildungsangebote für alle Lehrpersonen zum Thema Antirassismus, welche kostenlos und auf Arbeitszeit besucht werden können.

Raumplanung

Die Berner Zentren werden - wie es bei vielen anderen Städten auch der Fall ist - zunehmend gentrifiziert. Insbesondere Menschen mit Migrationshintergrund und tiefen Einkommen werden an den Stadtrand oder in schlecht zugängliche Quartiere verdrängt. Sie haben somit weniger Zugang zum Stadtleben und werden dazu gezwungen, sich in eigenen Gemeinschaften zu organisieren, statt in durchmischten sozialen Strukturen aufgefangen werden zu können. Die Stadt wirkt der Überbrückung dieser Kluft trotz gutem Willen zu wenig entgegen.

Migrantische Personen im Allgemeinen und insbesondere geflüchtete Menschen sowie Menschen ohne festen Aufenthaltsstatus sind in überdurchschnittlichem Mass von Armut und unsicheren Lebensumständen betroffen. Die Stadt Bern muss durch gezielte Förderung zu einer Verbesserung der Chancen dieser Bevölkerungsgruppen, in der Gesellschaft gleichwertig aufgenommen werden zu können, beitragen.

Der Umgang der Stadt mit ihrer rassifizierten Bevölkerung ist immer noch problematisch. Vor allem die repressiven Strukturen der Polizei, bei welcher Racial Profiling ein weiterhin bestehendes Problem darstellt, führen dazu, dass sich rassifizierte Personen im öffentlichen Raum weniger sicher fühlen (siehe auch Kapitel “Sicherheit und Antirepression”). Es reicht aus, nicht-weiss zu sein, um zum Beispiel bei Personenkontrollen oder bei der Wohnungssuche diskriminiert zu werden. Dies muss niederschwellig gemeldet werden können und Konsequenzen nach sich ziehen. Deshalb fordern wir als JUSO:

  • Die Schaffung zusätzlichen bezahlbaren Wohnraums in allen Quartieren der Stadt Bern;
  • Mehr Ressourcen für die Fachstellen der Stadt Bern und breite Kampagnen, welche die gesamte Bevölkerung erreichen und einschliessen;
  • Eine verstärkte und positive Präsenz der Stadt ausserhalb der Zentren, zum Beispiel durch mehr Anlaufstellen und soziale Dienste vor Ort;
  • Die Förderung von migrantischen und von Armut betroffenen Kindern und Jugendlichen, zum Beispiel durch Ermässigungen oder Kostenübernahmen bei schulischen Ausflügen;
  • Die Organisation von multikulturellen Events zur Förderung vielfältigen Austausches und die Schaffung eines Hauses der transkulturellen Begegnung;
  • Die Schaffung zusätzlicher Stellen, die zwischen der Stadt und der migrantischen oder nicht-deutschsprachigen Bevölkerung vermitteln können.