Eine wichtige, inzwischen selbstverständliche, Errungenschaft der Arbeiter_innenbewegung steht auf der Kippe: In Österreich wurde der 12-Stunden-Arbeitstag wieder eingeführt. Auch in der Schweiz gibt es einen aktuellen Angriff auf die 42-Stunden-Woche.
Seit die Arbeiter_innenschaft 1919 die 48-Stunden-Woche erkämpft hatte, wurde eine weitere Verbesserung auf 45 Stunden eingeführt, seither wurde die Arbeitszeit nicht mehr angerührt.
Der freisinnige Nationalrat Thierry Burkhart sieht nun jedoch in einem Gesetzesvorschlag vor, den Arbeitszeitrahmen von 14 auf 17 Stunden ausweiten. Dies unter dem Vorwand, Home-Office-Arbeitende unterstützen zu wollen.
Die realen Konsequenzen wären jedoch, dass die gesetzlich vorgeschriebene Ruhezeit von elf Stunden zwischen Arbeitstagen wegfällt. Auch wird rechtlich legitimiert, was in vielen Betrieben bereits heute traurige Realität ist: Geschäftliche Emails beispielsweise auch noch um 22 Uhr zu beantworten und ständig erreichbar sein zu müssen.
Nachdem sich Kapitalist_innen mit dem Ziel, einen möglichst grossen Absatzmarkt zu erschaffen, den gesamten Erdball gewaltsam untergeordnet haben, suchen sie nun neue Wege, mehr Profit zu scheffeln. Die Antwort haben sie darin gefunden, uns unsere jetzt schon eingeschränkte Freizeit fast gänzlich zu entziehen.
Die Folgen sind Stress, Überarbeitung und Burnout, worunter nicht nur wir als Einzelpersonen, sondern nicht zuletzt auch unser soziales Umfeld leidet.
Die Leistungsgesellschaft dringt immer weiter in die engsten Kreise unserer Privatsphäre ein, dominiert unser Familienleben, unsere Beziehungen und unsere Freizeit.
Dieser Angriff auf unsere Arbeiter_innenrechte ist nur einer von vielen und zeigt klar, dass die bürgerlichen Parteien weder Respekt vor den Errungenschaften der Arbeiter_innnenbewegung noch ein Interesse daran haben, Arbeiter_innen auch nur ein geregeltes Privatleben zuzugestehen.
Im Gegenteil, die herrschende Klasse hat ein Interesse daran, dass wir länger arbeiten, dass wir auch in unserer Freizeit Mails beantworten und Telefonate tätigen, sodass wir weiter Mehrwert generieren, von welchem schliesslich nur unsere Chef_innen profitieren.
Dabei wäre eine Arbeitszeitsverkürzung längst überfällig! Wir produzieren ständig effizienter und ständig mehr, weshalb sollten wir also wieder soviel arbeiten wie vor mehreren Jahrzehnten, wenn wir inzwischen ein Vielfaches effizienter produzieren können?
Die JUSO ist deshalb entschieden gegen Arbeitszeit«flexibilisierungen» und -verlängerungen, verteidigen wir Erfolge unserer Vorkämper_innen und erkämpfen wir uns die 25-Stunden Woche!
24.06.2018